Die Zeitrechnung – für das Wort Kalender wird hier teilweise synonym Zeitrechnung und Zeitwelle angewandt; siehe dazu die Begriffserklärung hier – ist eines der fundamentalen Elemente unserer Verständigung und Beziehungen unter uns. Viele Menschen sind sich einig darüber, daß derzeit das Jahr 2022 nach Jesus Christus gezählt wird. Wenn man sich verabredet, Termine festlegt oder Verträge unterzeichnet, verwendet man selbstverständlich und ohne große Überlegung die Wochentage, Monate und Jahreszahlen. Wie fundamental und mächtig der mittlerweile globale Schwingungsprozeß unserer Zeitrechnung sein muß, erkennt man auch an der großen Anzahl seiner Anwender.
Im Jahre 1582 fand die letzte Reform der Zeitrechnung statt. Der Reformer hieß Papst Gregor XIII., und deshalb spricht man heute vom Gregorianischen Kalender. So wird ersichtlich, wer bis heute die Methode der Zeitrechnung hütet und bestimmt: der Vatikan. Blickt man die letzten Jahrhunderte zurück, so hat die vatikanische Zeitrechnung eine steile Karriere hingelegt. Vor allem seit dem 18. Jahrhundert kamen viele neue Länder hinzu, die, trotz ihrer mitunter eigenen Zeitrechnung, den Gregorianischen Kalender als Standard übernahmen. Die Kolonialisierung, der zunehmende internationale Handel und die damit wachsende Abhängigkeit von den heranwachsenden Industrienationen zwang sie nicht selten dazu. Die Übernahme des Kalenders im Jahre 1752 durch das englische Königreich mit all seinen Kolonien, das sich kurz darauf während des Siebenjährigen Krieges zur Weltmacht aufschwang, trägt dabei eine Schlüsselrolle. Sogar ein Land wie China mit einer Jahrtausende alten Kultur und eigenen Zeitrechnung entschied sich 1912 für die Einführung des Gregorianischen Kalenders. Über den internationalen Handel schließlich wirkt der Gregorianische Kalender als vereinendes Zeitmuster, als Instrument der Synchronisierung.[1] Dies führt zu der Frage, warum die Herrschaft über alles, was mit unserer Zeitrechnung zu tun hat, beim Vatikan liegt, einer Institution, die eine bestimmte Glaubensrichtung in Verbindung mit ganz bestimmten Wertvorstellungen vertritt und deren Oberhaupt sich als Stellvertreter Gottes auf Erden bezeichnet. Die Antwort auf diese Frage ist, daß eine Zeitrechnung ein mächtiges Steuerungsinstrument darstellt. Und diese Macht wollen die Hüter der Zeitrechnung nicht aufgeben.
Wie vielleicht schon bekannt, hatten und haben andere Kulturen andere Zeitrechnungssysteme in Gebrauch. Beim Studium natürlicher Zyklen und deren Bezug zum menschlichen Organismus und Leben taucht die Frage auf, warum man diese Zyklen nicht in die derzeit in Anwendung befindliche Zeitrechnung (Gregorianischer Kalender) integrierte. Schließlich dient dann eine Zeitrechnung gleichzeitig als Informationsquelle, weil sie ihre Anwender auf Zusammenhänge hinweist: vollendeter Mondumlauf, Oktavzeitpunkte des Sonnenjahres wie Halbjahr, Vierteljahr, Achteljahr usw., Tagnachtgleichen, Sonnenwenden, Neugeburtsphasen, Reifephasen u.v.m. Anwender können Zusammenhänge zwischen natürlichen Zyklen und Ereignissen herstellen und erkennen.
So ist dringend zu fragen, warum heute eine so chaotische, unpraktische, weil unregelmäßige, Zeitwellenstruktur mit irreführenden Monatsnamen (siehe hier) verwendet wird, legt man doch sonst so viel Wert auf wissenschaftliche Genauigkeit. Umso mehr findet die Frage ihre Berechtigung in der Tatsache, daß täglich mit diesem Instrument gearbeitet wird! Zur Verdeutlichung stelle man sich vor, ein Tag hätte eine Länge von 30 Stunden unter Mißachtung des Tagnachtrhythmus‘; die Folge für den Menschen wären eine enorme Schwächung der Gesundheit.
Aus der Betrachtung dieser Umstände wird deutlich, welchen Einfluß die Verwendung einer bestimmten Zeitrechnung mit einer bestimmten strukturellen Gestaltung auf seine(n) Anwender haben könnte.
Ein Mensch unserer Zeit, der die Tragweite dieser Zusammenhänge erfaßte, war José Argüelles. Er schlug deshalb den Wechsel der Zeitrechnung von der Gregorianischen hin zu einer 13-Monde-Zeitwelle vor. Er verfolgte damit das hehre Ziel und die Idee, erdweiten Frieden und Harmonie zu erreichen. Er durchschaute die Mächtigkeit einer Zeitrechnung im Einfluß auf das Bewußtsein des Menschen. Sein Ansatz war grundsätzlich eine großartige Idee. Möglicherweise überschätzte er jedoch die Einsichtsfähigkeit des Großteils der Menschen. Die von ihm entwickelte 13-Monde-Zeitwelle fand und findet zwar bis heute begeisterte Anwender, zu einer großen Verbreitung kam es jedoch nicht. Allerdings ist es für die erfolgreiche Einführung nicht so sehr von Belang, wie viele Menschen eine Zeitrechnung übernehmen. Es genügen bereits zwei Menschen, die voller Überzeugung ein Gedankenmuster anwenden und stärken, damit es im Gesamtfeld besteht. Argüelles war also mit der Einführung einer neuen Zeitrechnung erfolgreich. Möglicherweise ist es der etwas seltsame Beginn des Jahres, der einer größeren Annahme im Wege steht: Die 13-Monde-Zeitwelle nach Argüelles beginnt am 26. Juli gregorianischer Zeitrechnung; er möchte damit Bezug zum Doppelgestirn Sirius nehmen. Es stellt sich somit die Frage, welche Kräfte hinter diesem Bezug stehen. Nach den hier dargelegten Gegebenheiten ist die Anwendung einer Zeitwelle naheliegender, die die Zyklen der Erde im Vordergrund als Jahresbezug nutzt. Daher wählt die mit diesen Seiten vorgestellte 13-Monate-Zeitwelle den Frühlingsanfang mit Tag und Nacht in gleicher Länge als Jahresbeginn. Zu den weiteren harmonischen Bezügen möge der Leser hier hinsehen.

Argüelles war nicht der erste, der die Idee einer Reform der Zeitrechnung hatte. In seinem Buch „Time & The Technosphere. The Law of Time in Human Affairs“ weist er darauf hin. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach Christus bildete sich eine gut organisierte Reformbewegung. Im Jahre 1923 bat der Völkerbund um Vorschläge zur Reform des Gregorianischen Kalenders. Bis zum Jahre 1931 wurden mehr als 500 Vorschläge eingereicht.[2] Drei Vorschläge fanden am meisten Beachtung:

1. ) Die International Calendar Organization unter der Leitung von Broughton Richmond, schlug einen auf der Zahl fünf basierenden Kalender vor: fünf 73-Tage-Zyklen = 365 Tage, wobei das Jahr in 12 Monate mit jeweils fünf 6-Tage-Wochen unterteilt wird.

2.) Die International Fixed Calendar League unter der Leitung von Moses Cotsworth, unterstützt von Eastman Kodak des International Chamber of Commerce, schlug eine Unterteilung es Jahres in 13 Monate mit jeweils 28 Tagen vor. Diese Struktur inklusive eines „Tages außerhalb der Zeit“ wurde erstmals durch Auguste Comte (1842-1849) präsentiert (13 x 28 Tage = 364 Tage + 1 Tag außerhalb der Zeit = 365 Tage).

3.) Die World Calendar Association unter der Leitung von Elizabeth Acheles schlug den „World Calendar“ vor, eine modifizierte Variante des Gregorianischen Kalenders, der auch das Prinzip des „Tages außerhalb der Zeit“ („null day“) beinhaltete. Diese Vereinigung stellte sich als die aktivste und langlebigste Organisation heraus und war für die Veröffentlichung von „The Journal of Calendar Reform“ (1931-32) verantwortlich.[3] Ursprünglich stammte dieser Zeitwellenentwurf von dem Priester Abbé Marco Mastrofini, der ihn schon 1834 vorstellte. Das Jahr teilte er in vier gleich lange Vierteljahre zu je dreizehn 7-Tage-Wochen mit 91 Tagen, eingeteilt in zwei Monate zu 30 und einem Monat zu 31 Tagen. So ergab sich eine 364 Tage dauernde Zeitwelle mit 12 Monaten, dem der o.g. „null day“ als 365. Tag hinzugefügt wurde und der zu keiner Woche und keinem Monat zählte. Jeder Monat hatte genau 26 Werktage, weitere Feiertage sollten genau fixiert werden, sodaß jedes Jahr identisch aufgebaut war.[4]

Allen Vorschlägen gemein ist es, eine harmonischere Ordnung zu finden. Ein damaliger Fürsprecher der Reform der Zeitrechnung, Alexander Philip, brachte dieses grundlegende Argument 1914 in „The Reform of the Calendar“ folgendermaßen zum Ausdruck:
„Man stelle sich zum Beispiel vor, daß wir durch irgendein seltsames Abkommen die Bedeutung der von uns verwendeten Ziffern jedes Jahr verändern würden; man stelle sich vor, die Ziffer, die dieses Jahr 2 repräsentiert, bedeutete nächstes Jahr 3, das nächste Jahr 4, und so weiter; man stelle sich weiterhin vor, unsere Gewichts- und Längeneinheiten würden sich in der gleichen Weise verändern [...] dann stellt man ohne Zweifel fest, dass das gesamte Gebilde unserer Wissenschaft und ihre mechanische Baukunst niemals hätten entstehen können [...] unter diesen Umständen wären wir gezwungen gewesen, uns mit den einfachsten und primitivsten Hilfsmitteln zufrieden zu geben. Trotzdem, so seltsam es anmuten mag, sind dies die Zustände in unserer modernen Gesellschaft, unter denen alle gesellschaftlichen Aktionen organisiert werden. Welcher ist dieser Rahmen... mit dem wir unsere Aktionen planen? Es ist kein geringerer als der Plan, mit dem wir unsere Zeit einteilen – mit einem Wort, unser Kalender […] [aus diesem Grund] kann der unorganisierte Zustand aller sozialer Ordnung dem Kalender zugeschrieben werden […] Das Durcheinander unserer kalendaren Struktur entsteht aus zwei bestimmten Gründen [...] das Mißverhältnis der Woche; [und] die Unregelmäßigkeit der Monatslängen […]“ [5]

Warum kam die damalige, zunächst doch sehr aktive Reformbewegung zum Erliegen? Im Jahre 1953 schlug der indische UN-Botschafter in seinem Memorandum to the United Nations Economic and Social Council, Dokument E/2514 vom 30.10.1953, den Vereinten Nationen die Einführung eines neuen Kalenders vor. Er begründete dies mit der Unregelmäßigkeit des Gregorianischen Kalenders und den damit verbundenen kalkulatorischen und statistischen Problemen im Wirtschaftsleben. Es war der o.g. World Calendar, den der indische Botschafter aufgriff und den Vereinten Nationen vorlegte. Verschiedene Delegationen hatten jedoch Einwände gegen einen Kalenderwechsel, weil sie Beeinträchtigungen bei der Ausübung bestimmter Glaubensbekenntnisse befürchteten, z.B. das Einhalten eines wöchentlichen Ruhetages. Der Vatikan überraschte interessanterweise durch sein Schweigen zu den Reformansätzen.[6] Dem entgegen ergibt sich nach Argüelles beim Studium der diesbzgl. Literatur und Archive, daß der Vatikan eine Reformgegnerschaft unterstützte, weil sie den „null day“ ablehnten.[7] Des weiteren wurde eine Änderung dieses Standards als Bedrohung für die Zivilisation angesehen. Auch wurde geäußert, Auswirkungen einer Zeitrechnung oder ihrer Reform seien wissenschaftlich nicht nachprüfbar. Außerdem würde es auch einen zu großen Kostenaufwand für die Menschheit bedeuten. Und so wurde die Reform der Zeitrechnung 1956 vom Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen auf unbestimmte Zeit vertagt.[8]

Mit den dargelegten Informationen kann man die Frage stellen: Bedingen sich die Form des kulturellen, gesellschaftlichen Zusammenlebens und die verwendete Zeitrechnung? Eine Antwort auf diese Frage und Einschätzung dazu könnte folgendermaßen lauten: Die Verwendung eines Zeitrechnungssystems ist das widerklingende (resonante) Einkoppeln in das Energiefeld der ihn verwendenden Kultur, was automatisch zur Teilnahme am Schicksal des Schwingungsprozesses führt. Eine Zeitrechnung synchronisiert alles Handeln der Menschen und führt zu dem gemeinschaftlichen Konsens, daß man in einer bestimmten Zeit lebt. Gut vergleichen kann man dies mit dem Singen eines Liedes, dessen Qualität und Inhalt auch vom Sänger Besitz ergreift und ihn beeinflußt. [9]
In einer Veröffentlichung zu diesem Thema schrieb Pauqué:
„Die Zeitrechnung einer Kultur äußert sich in der Verwendung eines Kalenders. Die Struktur und der Aufbau des Kalenders gibt Auskunft über das Verständnis einer Gesellschaft, einer Kultur von Zeit und damit auch Aufschluß über ihr Selbstverständnis. Ein Kalender ist ein aussagekräftiger Repräsentant für den Schwingungsprozeß gesellschaftlicher Entwicklung. Die Qualität des Kalenders spiegelt die Qualität dieses Schwingungsprozesses wider. Eine Kalenderrechnung scheint eine Art mentales Gleis zu sein, das Entwicklung nur in einem bestimmten Rahmen zuläßt. Allem Anschein nach gibt es eine Beziehung zwischen Kalender und Gesellschaft, sie beeinflussen und bedingen sich gegenseitig. So gesehen könnte eine gut durchdachte Kalenderreform eine sehr wirksame Methode zur positiven Einflußnahme auf die [Bewußtseins- (Anm.d.Verf.)] Entwicklung unserer Gemeinschaft zum Wohle aller darstellen.“ [10]

Quellen/Endnoten:

[1] Vgl. Pauqué, Matthias (2009). Global Scaling Analyse der kalendaren Zeitrechnung. In: Wissenschaftlicher Förderverein Global Scaling e.V. (2009). Global Scaling. Basis eines neuen wissenschaftlichen Weltbildes. München: FQL Publishing. S. 233, 234
[2] Vgl. Argüelles, José (2002). Time and the Technosphere. Vermont, USA: Bear&Company; S. 108
[3] Ebd., S. 107-109
[4] Vgl. Kieffer, Paul (2004). Ein antiker Kalender in einer modernen Welt. S. 2. Verfügbar unter: https://www.gutenachrichten.org/pdf/intern-zeitschrift/intern-zeitschrift-november-2004.pdf [23.1.4 – 13.4.2022]
[5] Philip, 1914, o.S., zitiert nach Argüelles, José (2002). Time and the Technosphere. Vermont, USA: Bear&Company; S. 109 (Original: Alexander Philip (1914). The Reform of the Calendar. London: Kegan Paul, Trench, Trübner & Co., Ltd., S. 6-8); englischer Originaltext: „Suppose, for example, that by some strange convention the meaning of the figures we employ in numerical notation were to change every year; suppose the figure which this year represents 2 were next year to mean 3, next year 4, and so on; suppose again that our weights and measures were to fluctuate in a similar manner [...] then we affirm, without fear of contradiction, that the whole fabric of science and the mechanical arts could never have been raised at all... we should in such circumstances have been compelled to rest content today with the very simplest and most primitive appliances. Yet, strange as it may sound, such are the conditions under which, in modern society, human action is organized. For what is the framework […] by which we arrange our actions? It is no other than the scheme under which we arrange our time -- in one word, our calendar [...] [thus] the disorganized state of all social arrangements is ascribable to the calendar... The dislocation of our calendrical arrangements is due to two distinct causes [...] the incongruity of the week; [and] the irregularity of the lengths of the months [...]“
[6] Vgl. Fn. 4, S. 1-2
[7] Vgl. Fn. 2, S. 186
[8] Vgl. Fn. 2, S. 110
[9] Vgl. Fn. 1, S. 242
[10] Ebd., S. 243